Kolloidwissenschaften


Über 70 Jahre Kolloid-Gesellschaft - Geschichte der Kolloidwissenschaften

 

Kolloidwissenschaft wurde unbewußt schon im Altertum betrieben. Da diese über Gebiete der Physik,

Chemie, Pharmazie, Medizin, Botanik, Geologie, Mineralogie und Technik hinweggreift, ergibt sich für

die Kolloidwissenschaften ein weites Spektrum.

Kosmetika und Duftstoffe, Heilmittel, alkoholische Getränke (vor 5000 v. Chr.),

Papyrus (um 4000 v. Chr.), Tinten, Waschmittel (vor 3000 v. Chr.),

Pigmente, Metallherstellung (Eisen um 2500 v. Chr.), Glasherstellung (um 5000 v. Chr.),

Gegenstände aus Ton, um nur einige zu nennen, kannte man in Mesopotamien und Ägypten.

Das Phänomen der Spreitung monomolekularer Schichten war bekannt, man konnte es aber nicht deuten.

Es wurde zur Ölwahrsagung der Priester in Mesopotamien ausgenutzt (TABOR, 1980; VOLKE, 1991; BENEKE,1995).

Das Phänomen der Kapillarität wird dem Universalgelehrten und Maler Leonardo da Vinci (1482 - 1519) zugeschrieben.

Er beschrieb 1490 das Emporsteigen von Flüssigkeiten in engen Röhrchen. Auf laminare Strömung und Turbulenz

stieß er beim Kanalbau und bei der Konstruktion von Wassermühlen. Diese Kapillarität findet in der Klärung

des Blutkreislaufes ihren Fortgang. Dadurch angeregt, untersuchte der englische Theologe Stephan Hales (1677 - 1761)
Pflanzen, ob dort ein entsprechender Vorgang stattfände (BENEKE, 1995).

Mit dem Phänomen der Kapillarität beschäftigten sich Mediziner wie William Harvey (1578 - 1657),

Giovanni Borelli (1608 - 1679), Marcello Malpighi (1628 - 1694), Mathematiker und Physiker wie Galileo Galilei (1564 - 1642),

Evangelista Torricelli (1608 - 1647), Edme Mariotte (1620 - 1684), aber auch Mineralogen wie René-Just Haüy (1743 - 1822)

und Chemiker wie Louis Joseph Gay-Lussac (1778 – 1850), um nur einige zu nennen (BENEKE, 1995).

An diesem Beispiel der Kapillarität sieht man, wie verflochten die Kolloidwissenschaften mit den unterschiedlichen Bereichen

der Naturwissenschaft war und ist.

Weitere Beispiele der Kolloidwissenschaften bis zur Gründung der Kolloid-Gesellschaft 1922 Auszug aus:
Klaus Beneke (1996) In: Über 70 Jahre Kolloid-Gesellschaft. Gründung, Geschichte, Tagungen (mit ausgesuchten Beispielen der Kolloidwissenschaften). Beiträge zur Geschichte der Kolloidwissenschaften, V. Mitteilungen der Kolloid-Gesellschaft.

 

Literatur
BENEKE K (1995) Zur Geschichte der Grenzflächenerscheinungen - mit ausgesuchten
Beispielen. Beiträge zur Geschichte der Kolloidwissenschaften.
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Eine Einführung in die Kolloidik feinverteilter Stoffe einschließlich der Tonminerale. Von Gerhard Lagaly, Oliver Schulz, Ralf Zimehl.

Mit einem historischen Beitrag über Kolloidwissenschaftler von Klaus Beneke. Steinkopff Verlag, Darmstadt, 1997:
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Dispersionen und Emulsionen. Eine Einführung in die Kolloidik feinverteilter Stoffe
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Einführung in die Kolloidik feinverteilter Stoffe einschließlich der Tonminerale. Von
Gerhard Lagaly, Oliver Schulz, Ralf Zimehl. Mit einem historischen Beitrag über
Kolloidwissenschaftler von Klaus Beneke. Steinkopff Verlag, Darmstadt, 1997:
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VON SMOLUCHOWSKI, M (1915b) Molekulartheoretische Studien über Umkehr thermodynamisch
irreversibler Vorgänge und über Wiederkehr abnormaler Zustände.
Sitzungsber der Kaiserl Akad der Wiss Wien, Math Naturw Klasse Abt IIa, Band 124:
VON SMOLUCHOWSKI, M (1915c) Notiz über die Berechnung der Brownschen
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VON SMOLUCHOWSKI, M (1915d) Über Brownsche Molekularbewegung unter Einwirkung
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VON WEIMARN P P (1906) Der kolloide Zustand als eine allgemeine Eigenschaft der
Materie. Vortrag vor der Russischen Chemischen Gesellschaft am 2. Februar 1906:
In: J. Steinkopff (Hrsg), Konzepte der Kolloidchemie. Dr. Dietrich Steinkopff Verlag,
Darmstadt:
VON WEIMARN P P (1907) Zur Lehre von den kolloiden, amorphen und kristallischen
Zuständen. Zeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide (Kolloid Z) 2:
VON WEIMARN P P (1925) Die Allgemeinheit des Kolloidzustandes. Band 1, 2. Auflage.
Verlag von Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig:


 

Von der amerikanische FDA (Food & Drug Administration) wird kolloidales Silber als Naturheilmittel angesehen.

Fraunhofer Institut

Silberpartikel in medizinischen Kunststoffen

Nach einer Operation ist das Infektionsrisiko besonders hoch. Die Patienten können sich im Krankenhaus mit Antibiotika-resistenten Keimen infizieren. Neue Werkstoffe für Implantate und medizinische Geräte helfen dieses Risiko zu reduzieren. Die Werkstoffe selbst wirken antibakteriell. Fraunhofer-Forscher aus Bremen präsentieren die neuartigen silberhaltigen Materialien auf der Medtec .

Ein Blick in den Operationssaal eines Krankenhauses: Schere, Tupfer, Skalpell, Schläuche, Schrauben. Immer häufiger werden Zähne oder künstliche Gelenke implantiert. Bei einem Eingriff nutzen Ärzte zahlreiche Instrumente. Die Oberflächen der medizinischen Instrumente, Prothesen und Implantate stehen in Wechselwirkung mit dem menschlichen Körper. Nicht jeder Patient verträgt den Eingriff und den Kontakt mit dem Fremdkörper.

Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM werden Werkstoffe entwickelt, die helfen, diese Gefahr zu reduzieren: Die Materialien für Implantate und Geräte haben eine eingebaute antibakterielle Wirkung. Ein neues Verfahren ermöglicht, metallisches Silber in Form von Nanopartikeln in Polymere einzuarbeiten. Die große Oberfläche der Partikel bewirkt dabei eine ausreichend hohe Konzentration an Silberionen. Diese töten Bakterien ab, die sich auf der Werkstoffoberfläche befinden. Die Körnchen von wenigen Millionstel Millimeter werden dabei in verschiedene Standardkunststoffe der Medizintechnik eingearbeitet und tragen selbst bei niedrigen Metallkonzentrationen zu einer guten und lang anhaltenden Wirkung bei.

»Silber und Silberverbindungen wurden bereits im 19. Jahrhundert zur Behandlung von Brandwunden und zur Desinfektion eingesetzt und sind erst durch den Einsatz von spezifisch wirkenden Antibiotika vom Markt verschwunden«, erklärt Dr. Michael Wagener vom IFAM. »Zurzeit erleben insbesondere Werkstoff-gebundene Lösungen zur Reduzierung von Infektionen eine Renaissance. Silber ist dabei eine interessante Alternative.«

Grundlegende Voraussetzung für die schnelle Analyse wirksamer Werkstoffkombinationen ist eine an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte Messmethode. Aus einer Vielzahl von Materialien finden die Forscher die beste Verbindung heraus. In Kooperation mit der aus der Universität Erlangen-Nürnberg ausgegründeten Firma Bio-Gate GmbH werden nun kundenspezifische Materialentwicklungen angeboten.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft Pressemitteilung Nach einer Operation ist das Infektionsrisiko besonders hoch. Die Patienten können sich im Krankenhaus mit Antibiotika-resistenten Keimen infizieren. Neue Werkstoffe für Implantate und medizinische Geräte helfen dieses Risiko zu reduzieren. Die Werkstoffe selbst wirken antibakteriell. Fraunhofer-Forscher aus Bremen präsentieren die neuartigen silberhaltigen Materialien auf der Medtec.

Ein Blick in den Operationssaal eines Krankenhauses: Schere, Tupfer, Skalpell, Schläuche, Schrauben. Immer häufiger werden Zähne oder künstliche Gelenke implantiert. Bei einem Eingriff nutzen Ärzte zahlreiche Instrumente. Die Oberflächen der medizinischen Instrumente, Prothesen und Implantate stehen in Wechselwirkung mit dem menschlichen Körper. Nicht jeder Patient verträgt den Eingriff und den Kontakt mit dem Fremdkörper.

Am Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM werden Werkstoffe entwickelt, die helfen, diese Gefahr zu reduzieren: Die Materialien für Implantate und Geräte haben eine eingebaute antibakterielle Wirkung. Ein neues Verfahren ermöglicht, metallisches Silber in Form von Nanopartikeln in Polymere einzuarbeiten. Die große Oberfläche der Partikel bewirkt dabei eine ausreichend hohe Konzentration an Silberionen. Diese töten Bakterien ab, die sich auf der Werkstoffoberfläche befinden. Die Körnchen von wenigen Millionstel Millimeter werden dabei in verschiedene Standardkunststoffe der Medizintechnik eingearbeitet und tragen selbst bei niedrigen Metallkonzentrationen zu einer guten und lang anhaltenden Wirkung bei.

»Silber und Silberverbindungen wurden bereits im 19. Jahrhundert zur Behandlung von Brandwunden und zur Desinfektion eingesetzt und sind erst durch den Einsatz von spezifisch wirkenden Antibiotika vom Markt verschwunden«, erklärt Dr. Michael Wagener vom IFAM. »Zurzeit erleben insbesondere Werkstoff-gebundene Lösungen zur Reduzierung von Infektionen eine Renaissance. Silber ist dabei eine interessante Alternative.«

Grundlegende Voraussetzung für die schnelle Analyse wirksamer Werkstoffkombinationen ist eine an der Universität Erlangen-Nürnberg entwickelte Messmethode. Aus einer Vielzahl von Materialien finden die Forscher die beste Verbindung heraus. In Kooperation mit der aus der Universität Erlangen-Nürnberg ausgegründeten Firma Bio-Gate GmbH werden nun kundenspezifische Materialentwicklungen angeboten.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft Pressemitteilung 04/ 2002